Vertrauen als grundlegende Haltung – das Kind annehmen, wie es ist
Eine grundlegende Haltung der Montessori-Pädagogik ist das tiefe Vertrauen in das Entwicklungspotenzial jedes Kindes!
Die Pädagog*in tritt mit einem Vertrauen an das Kind heran, das unabhängig ist von gesellschaftlichen Erwartungen, Prüfungen oder Leistungsvorgaben. Das Kind wird nicht als unbeschriebenes Blatt gesehen, das mit Inhalt gefüllt werden muss, sondern als einzigartiges Individuum, das bereits alle Anlagen in sich trägt. Die Aufgabe der Lehrkraft in einer Montessori-Umgebgung ist es, diesen Anlagen zu dienen und sie zu fördern.
Die Verantwortung der Pädagog*in liegt darin, das Kind auf diesem individuellen Weg zu begleiten und ihm Raum und Sicherheit zu bieten, sich auszuprobieren und Fehler zu machen – und das ganz ohne Druck und Tadel.
In Momenten, in denen das Kind durch sein Verhalten herausfordernd wirkt oder von äußeren Erwartungen beeinflusst wird, ist es diese Haltung des Vertrauens, die der Lehrkraft Stabilität und Geduld verleiht.
Eine vertrauensvolle Haltung dem Kind gegenüber bedeutet auch, seine aktuellen Bedürfnisse und Herausforderungen anzunehmen, ohne vorschnell zu bewerten oder zu lenken. Statt das Verhalten des Kindes durch Druck zu ändern, geht die Montessori-Lehrkraft bewusst einen Schritt zurück und beobachtet, was das Kind möglicherweise gerade ausdrücken möchte. Oft ist es hilfreich, sich die Fragen zu stellen wie: „Was braucht das Kind in diesem Moment?“, „Was kann ich tun, um eine unterstützende Umgebung zu schaffen?“
Hier erkennt die Montessori-Pädagog*in, dass sie möglicherweise etwas an der vorbereiteten Umgebung anpassen muss, um dem Kind die Unterstützung zu geben, die es braucht, ohne den Fehler im Kind zu suchen. Das Ziel ist es, das Kind in seiner natürlichen Entwicklung zu unterstützen und ihm die passenden Bedingungen zu bieten.
Diese Haltung zeigt sich im Alltag durch kleine, aber bedeutungsvolle Gesten: Geduldig zuzuhören, wenn ein Kind etwas erzählt, ihm den Raum zu geben, wenn es eine Aufgabe eigenständig lösen möchte, und das Gehörte ernst zu nehmen.
Es bedeutet, die Welt aus der Perspektive des Kindes zu betrachten und seine Bedürfnisse durch „seine Brille“ zu sehen.
So erhält das Kind das Vertrauen und die Bestätigung, dass es wichtig ist und dass seine Sichtweise wertgeschätzt wird.