
Montessori im Alltag – auch wenn du wenig Zeit hast
(Wie ich gelernt habe, Räume statt Reibung zu schaffen)
Wenn Aufstehen schon Stress macht – wie Montessori uns das Tempo zurückgibt
Ich weiß nicht, wann genau ich begonnen habe, Zeit anders zu sehen, aber es war kein großes Aha-Erlebnis und auch kein dramatischer Zusammenbruch, sondern eher ein langsames Verstehen, ein leiser innerer Wechsel. Vielleicht war es eines dieser vielen kleinen Morgenrituale, vielleicht einfach die Wiederholung, die Geduld eingefordert hat, vielleicht aber auch das stetige Gefühl, dass der Tag schöner beginnt, wenn wir nicht sofort mit einem „Wir haben es eilig!“ hineinplatzen.
Montessori im Alltag – auch wenn du wenig Zeit hast
(Wie ich gelernt habe, Räume statt Reibung zu schaffen)
Wenn Aufstehen schon Stress macht – wie Montessori uns das Tempo zurückgibt
Ich weiß nicht, wann genau ich begonnen habe, Zeit anders zu sehen, aber es war kein großes Aha-Erlebnis und auch kein dramatischer Zusammenbruch, sondern eher ein langsames Verstehen, ein leiser innerer Wechsel. Vielleicht war es eines dieser vielen kleinen Morgenrituale, vielleicht einfach die Wiederholung, die Geduld eingefordert hat, vielleicht aber auch das stetige Gefühl, dass der Tag schöner beginnt, wenn wir nicht sofort mit einem „Wir haben es eilig!“ hineinplatzen.

Bei meinem ersten Kind – und das meine ich ganz ohne Vorwurf an mein damaliges Ich – haben unsere Tage oft mit einem stressigeren Morgen begonnen. Nicht laut, aber zeitlich enger.
Ich wollte, dass wir es schaffen, pünktlich zu sein, dass die Zähne geputzt sind, die Brotdose gefüllt und Schuhe an den Füßen sind, während ich innerlich schon in der Arbeit war … Und mein Kind? Das war oft noch woanders – noch halb im Traum, noch im Gefühl vom Abend davor, nur getragen von den nächsten Ansagen und Anleitungen die von mir kamen, damit wir pünktlich aus dem Haus kommen … Ich habe das nicht böse gemeint, ganz im Gegenteil. Ich war einfach im Rhythmus des Systems unterwegs.

Was Montessori im Alltag wirklich heißt – Der Wendepunkt – und was ich heute anders mache
Während meines Studiums an der Montessori-Akademie habe ich gemerkt:
Es geht auch anders. Ich kann das anders. So will ich das so nicht mehr.
Seitdem hat sich vieles verändert – nicht nur meine Familie ist gewachsen, sondern auch mein Verständnis dafür, wie Montessori im Alltag tatsächlich gelebt werden kann – ganz ohne Druck, ganz ohne Perfektion.

Was Montessori im Alltag wirklich heißt – Der Wendepunkt – und was ich heute anders mache
Während meines Studiums an der Montessori-Akademie habe ich gemerkt:
Es geht auch anders. Ich kann das anders. So will ich das so nicht mehr.
Seitdem hat sich vieles verändert – nicht nur meine Familie ist gewachsen, sondern auch mein Verständnis dafür, wie Montessori im Alltag tatsächlich gelebt werden kann – ganz ohne Druck, ganz ohne Perfektion.
Für Kinder ist Zeit weniger ein Takt, sondern eher ein Erleben von Rhythmen und Wiederholungen
– wie ein Lied statt einer Uhr.
Unser Wecker klingelt unter der Woche eine halbe Stunde früher. Aber nicht, um mehr zu schaffen, sondern – und auf das möchte ich in diesem Artikel besonders aufmerksam machen – um weniger zu verlieren!
Diese halbe Stunde gehört uns – sie ist weich und unaufgeregt, sie hat keine Aufgabe außer Dasein.
Meine Kinder klettern in unser Bett und kuscheln sich unter unsere Decke.
Manchmal reden wir, manchmal schweigen wir, manchmal wird gekichert oder einfach nur Wärme und Nähe geteilt. Und irgendwann sage ich, ganz ruhig: „In fünf Minuten läutet der zweite Wecker. Dann stehen wir wirklich auf.“
Doch das ist nur der Anfang. Was danach kommt, fühlt sich fast wie ein kleiner Luxus an – weil wir es bewusst so gestaltet haben:
Es gibt genügend Zeit fürs Frühstück – nicht im Stehen, nicht zwischendurch.
Es gibt Zeit fürs Badezimmer, ohne Drängeln, ohne Hektik, mit Raum zum Ankommen.
Und ja, es bleibt sogar Zeit zum Spielen – oder fürs Nichtstun, zumindest für meine Kinder. ; )
Manchmal schauen sie sich Bücher an, manchmal genießen sie einfach noch, auf der Couch zu liegen und zu warten. Manchmal zeichnen sie, manchmal bauen sie etwas am Boden – mal allein, mal gemeinsam.
Und es ist nicht egal, wann wir morgens losmüssen – aber wir haben eben genug Zeit eingeplant, um davor noch ganz bei uns zu sein, genug Luft, um Übergänge weich zu gestalten.
Natürlich heißt das, dass wir früher aufstehen. Aber es heißt auch: Wir starten in den Tag mit einem Übergang, der trägt – nicht mit einem Knall.
Und dieser Rhythmus, den wir uns bewusst geschaffen haben, ist für uns alle ein Gewinn.
Er gibt nicht nur Struktur, sondern auch Sicherheit, Verbindung – und ein kleines bisschen Frieden am Morgen.
Warum Montessori im Alltag mehr Gefühl für Übergänge braucht
Ich habe gelernt, dass es nicht darum geht, ob man Zeit hat, sondern ob man bereit ist, ihr einen anderen Klang zu geben. Und ich habe verstanden, dass Montessori bedeutet, dass wir Kinder helfen, ihren Rhythmus zu finden – selbst dann, wenn der Alltag eng und stressig ist. Gerade diese kleinen Übergänge im kindlichen Alltag – das sanfte Ankündigen, das Einlassen auf das, was folgt – sind es, die für mich Montessori im Alltag ausmachen.
Diese Haltung hat sich in so viele kleine Momente geschlichen. Zum Beispiel am Abend, wenn es Richtung Bett geht – früher war ich oft viel zu schnell, viel zu direkt, selbst wenn ich es freundlich und liebevoll formuliert hatte: „Jetzt ist Schlafenszeit, wir müssen die Zähne putzen!“ Heute versuche ich es anders. Ich sage: „Es wird bald Abend. In einer halben Stunde machen wir uns bettfertig. Willst du vorher noch etwas spielen oder ein Buch anschauen?“ Und allein dieses In-den-Raum-Stellen – dieses sanfte Einleiten statt schnelles Umschalten – verändert alles.
Ich glaube, wir reißen Kinder viel zu oft aus Situationen, aus Spielen, aus Gedanken – nicht, weil wir ihnen schaden wollen, sondern weil wir selbst unter Druck stehen. Aber je öfter ich bewusst vorher formuliere, was kommen wird – mit einem kleinen Vorlauf, einem sicheren Ton, desto häufiger erlebe ich Kooperation.
Nicht weil Kinder dann funktionieren, sondern weil sie sich gesehen und ernst genommen fühlen.
Wenn Eltern fragen, wie sie Montessori im Alltag umsetzen können, beginne ich oft genau hier:
bei der Zeit – und der Art, wie wir sie gemeinsam gestalten.
Wenn wir Kindern Zeit schenken, schenken wir nicht nur Minuten – wir schenken Beziehung.
Wie bewusste Zeitgestaltung Verbindung schafft
Was ich mit der Zeit entdeckt habe – und das gilt für Montessori genauso wie für das Leben an sich ist, dass Übergänge heiliger sind als Abläufe. Nicht der strukturierte Plan bringt Frieden, sondern das Mitnehmen, das sanfte Hinüberleiten, das „Ich bin bei dir, auch wenn jetzt etwas Neues kommt.“

Gerade an den Tagen, an denen Zeitdruck mit Kind besonders spürbar wird, merke ich, wie viel es verändert, wenn ich bewusst bleibe – nicht im Takt des Systems, sondern in Verbindung mit dem Moment.
Natürlich kostet das manchmal ein paar Minuten Schlaf. Natürlich wünsche ich mir an manchen Tagen einfach nur ein paar Sekunden mehr Stille für mich. Aber was ich dafür bekomme – was wir dafür bekommen – ist ein Rhythmus, der tragfähiger ist als jedes perfekt geplante Zeitmanagement.
Das ist meine Aufgabe als Elternteil – das ist Montessori zu Hause und Montessori im Alltag!
Und meine Kinder? Sie mögen es, wenn es sich zeitlich gut ausgeht und wir ein bisschen zu früh kommen. Nicht aus Angst, etwas zu verpassen – sondern weil sie spüren, wie viel leichter alles ist, wenn sich alles zeitlich sicher ausgeht. Sie lieben es, wenn nicht alles furchtbar knapp ist, sondern in der eigenen Geschwindigkeit geschehen kann. Und ich merke das auch.
Der Puffer ist quasi immer eingebaut.
Was sagt die Wissenschaft dazu? – Ein kurzer Blick auf das kindliche Zeitgefühl
In der frühen Kindheit ist jener Gehirnbereich, der für Zeitmanagement, Planung und Impulskontrolle zuständig ist, noch nicht vollständig ausgereift.
Dieser Teil heißt präfrontaler Kortex und sitzt direkt hinter der Stirn.
Das bedeutet: Kinder können Zeit noch nicht so linear einschätzen wie wir, Übergänge nicht vorausschauend planen und spontane Umstellungen nur schwer regulieren.
In solchen Situationen übernimmt oft das limbische System, der Teil des Gehirns, der für emotionale Reaktionen zuständig ist. Besonders bei abrupten Veränderungen löst es Stress aus.
Fehlt also die nötige Vorbereitungszeit, reagiert das kindliche Gehirn mit Widerstand, Rückzug oder emotionaler Überforderung. Aber nicht aus Trotz, sondern als Schutzmechanismus!
Was für uns verständlich ist, ist für Kinder oft noch nicht greifbar – Zeitverständnis braucht Reifung.

Was ich heute über Zeit denke – und was Montessori mir wirklich gezeigt hat
Zeit ist für mich kein Problem mehr, das gelöst werden muss. Sondern ein Raum, den ich mitgestalten darf. Und Montessori – im echten, gelebten Sinn – hat mir geholfen, das zu erkennen. Nicht durch große Theorien, sondern durch viele kleine Momente, in denen ich nicht gedrängt habe, sondern geblieben bin …
Manchmal denke ich, das ist ein viel zu sehr unterschätzter Teil bei der Begleitung von Kindern. Es hat so eine große Wirkungsspanne auf alles, was danach noch folgt.
Das, was wir tun, wenn wir es nicht eilig haben, Kinder zu verändern, sondern bereit sind, ihnen Zeit zu geben, sich selbst zu entwickeln. Es geht nicht darum, jeden Morgen perfekt zu gestalten – sondern darum, den Druck zu senken. Auch für uns selbst.
Und vielleicht beginnt das – ganz unpädagogisch – einfach damit, den Wecker ein bisschen früher zu stellen. ; )
Ich teile ein paar Gedanken, wie du ganz einfach mit Montessori zu Hause beginnen kannst.
Vielleicht hilft dir dieser kleine Einstieg, wenn du spürst: Jetzt wäre ein guter Moment.
© Montessori-Online, Mai 2025 · Geschrieben von Birgit Salvenmoser
dipl. Montessori-Pädagogin
(Montessori-Akademie | ÖMG)
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