Montessori zu Hause – sinnvolle Materialien – eine Auswahl, kein Ranking
Vielleicht bist du hier, weil du wissen möchtest: „Was sind eigentlich die besten Montessori-Materialien für Montessori zu Hause?“, und vielleicht hast du auch schon Listen gesehen – mit Titeln wie: „Top 5 Montessori-Materialien für dein Kind“.
Und ja, solche Listen klingen verlockend …
Aber seien wir doch mal ehrlich!
Montessori zu Haue ist kein Wettbewerb und kein Vergleich. Es gibt nicht DAS beste Material.
Es gibt nur das, was zu deinem Kind passt und zu seiner individuellen Entwicklung, zu seinem Alltag und zu euch als Familie!
Darum ist dies keine klassische Top-Liste, sorry dafür …
Aber dies ist eine Auswahl und eine Einladung zum Beobachten, Ausprobieren und Anpassen. In diesem Beitrag findest du Montessori zu Hause Materialien und Inspiration, die sich in vielen Familien bewährt haben – nicht weil sie schön aussehen oder irgendwo viral gingen, sondern weil sie Kindern echte, sinnvolle Erfahrungen ermöglichen.
Die folgenden Beispiele sind keine Pflicht, sondern eine Einladung – vielleicht passt ja etwas zu deinem Kind und eurem Alltag.
Übungen und Aktivitäten des täglichen Lebens | Montessori zu Hause
Ein kleines Tablett mit einem Krug gefüllt mit Wasser, ein kleines Glas und ein kleines Tuch zum Aufwischen. Oder ein Kinderbesen und Kehrschaufel, eine kleine Gießkanne, ein Schneidebrett mit einer Banane. Klingt irgendwie ziemlich banal, oder?
Es ist aber Gold wert.
Denn die eben aufgezählten Materialien laden dein Kind ein, wirklich zu tun. Und das ist zentral in der Montessori-Pädagogik: nicht beobachten, nicht „so tun als ob“ – sondern echte Handlungen und Arbeiten ausführen zu dürfen.

Warum ist es eben nicht nur banal?
Nehmen wir uns das Glas mit dem Wasser als Beispiel: Wenn dein Kind Wasser gießt, lernt es nicht nur die Bewegung an sich, sondern auch, vorsichtig zu sein, gezielt zu dosieren, aufmerksam und konzentriert zu bleiben. In einer so scheinbar einfachen Tätigkeit entwickelt dein Kind Koordination, Selbstvertrauen und ja auch ein Gefühl für Verantwortung.
Alle praktischen und alltäglichen Übungen geben Kindern die Möglichkeit, Teil des Alltags zu sein – nicht als „kleines Kind“, sondern als aktives Mitglied der Familie. Wenn du deinem Kind Zutrauen schenkst, dann wirst auch du staunen, wie konzentriert und stolz es solche Aufgaben übernimmt. Und ja – wir nennen all diese Tätigkeiten und Gegenstände auch Montessori Materialien und Montessori Übungen.
Letztens beim Einkaufen:
Ein kleines Kind schob mit ernster Miene seinen eigenen kleinen Einkaufswagen durch die Gänge. Ganz konzentriert nahm es eine Packung Äpfel aus dem Regal, betrachtete sie und legte sie sorgfältig in seinen Wagen. Die Mutter stand ein paar Schritte entfernt und beobachtete nur – ohne zu drängen, ohne zu unterbrechen.
So viel Selbstständigkeit, so viel echtes Tun! : )
Genau das ist es! Kindern echte Aufgaben zuzutrauen, sie teilnehmen zu lassen an der Welt, wie sie wirklich ist. -> das ist Montessori zu Hause!
Mit einbeziehen ist hier also das Schlüsselwort: Nicht „extra beschäftigen“, sondern einladen, teilhaben lassen und wirklich ernst nehmen.
Glaube mir, dein Kind merkt ganz genau, ob seine Aufgabe wirklich etwas bedeutet – oder nur symbolisch ist!

Puzzles mit Griffen – oder realen Motiven
Für die Jüngsten beginnt es oft mit Puzzles, die einfache Formen darstellen – Kreis, Quadrat, Dreieck – und große Griffe haben, die sich gut greifen lassen. Diese einfachen Übungen trainieren Auge-Hand-Koordination, aber auch die Feinmotorik und die Fähigkeit, visuelle Reize zuzuordnen.
Ganz nebenbei fördern sie den Pinzettengriff und den Dreifingergriff – die beiden Bewegungsmuster, die später für die Stifthaltung beim Schreiben entscheidend sind. Es ist also eine indirekte, aber sehr wichtige Vorbereitung auf das Schreiben, die hier – scheinbar spielerisch – geschieht.
Wenn dein Kind älter wird, können es natürlich auch viel komplexere Puzzles sein: mit Tieren, Alltagsgegenständen, Werkzeugen oder Obstsorten – Motive, die es aus der realen Welt kennt. Diese Verbindung zur Wirklichkeit ist bei Montessori besonders wichtig, denn sie hilft dem Kind, seine Umgebung besser zu verstehen und einzuordnen.
Vielleicht kannst du ja über diesen Weg das Reale ein wenig hervorheben, anstatt ein z.B. Einhornpuzzle zu nehmen – aber das ist natürlich nur eine Möglichkeit und eine Überlegung, die du dir zusätzlich machen kannst.
Wirklich wichtig ist hier die Beziehung deines Kindes zum Material. Beobachte, welches Motiv dein Kind wirklich fasziniert – und folge ganz einfach seiner Spur.
Sortierübungen mit Alltagsmaterialien
Vielleicht hast du das ja selbst schon mal gesehen, oder als Kind bei der Knopfkiste deiner Mutter gemacht: minutenlang etwas konzentriert sortiert.
Auch solche Übungen – in den verschiedensten Varianten und Schwierigkeitsgraden – lassen sich leicht zu Hause umsetzen und so ein eigenes diy Montessori-Material schaffen.

Zum Beispiel verschiedene Nüsse von einer Schüssel in die nächste sortieren? Oder mit einem kleinen Löffel Linsen in eine Reihe kleiner Gläser umfüllen? Genau das sind Sortierübungen – und sie sind weit mehr als nur ein Spiel.
Sie fördern nämlich die Konzentration, die Feinmotorik, den Ordnungssinn und nicht zu vergessen das logische Denken!
Kinder entdecken hier gezielt Muster, Kategorien und deren Zusammenhänge. Ob eben jetzt Nüsse, Kastanien, Maiskörner oder sogar kleine Knöpfe – das Material muss nicht speziell oder teuer sein. Im Gegenteil! Oft sind es die einfachen Dinge aus dem Alltag, die Kinder am meisten fesseln.
Wusstest du?
Wenn dein Kind zum Beispiel Linsen in vier kleine Gefäße aufteilt, übt es – ohne es zu wissen – Dividieren durch vier. Es lernt, gerecht zu verteilen, Mengen zu vergleichen, Unterschiede zu bemerken. Es wird mathematisch tätig, ganz ohne Arbeitsblatt.
Und ja – vielleicht erinnert es ein bisschen an Cinderella. ; ) Aber diesmal ist es keine Strafe, sondern selbstgewählte Aufgabe. Und das macht den Unterschied!

Geometrische Formen und Bausteine
Bausteine begleiten viele Kinder über Jahre, denn sie sind offen, vielseitig und laden zum Bauen, Stapeln, Umwerfen und ja auch zum Neu-Anfangen ein.
In der Montessori Pädagogik empfehlen wir klare, einfache Formen: Würfel, Quader, Zylinder, Kugeln. Diese regen nicht nur zum kreativen Spiel an, sondern fördern auch ein Gefühl für Raum, Statik, Gleichgewicht. Wenn Kinder mit geometrischen Formen bauen, lernen sie nebenbei – ohne Arbeitsblatt, ohne Anleitung.
Sie entdecken, dass auch die Welt um uns herum aus vielen solchen geometrischen Figuren besteht.
Auch Klemmbausteine (ja, auch die berühmten, auf die man so schmerzhaft treten kann) dürfen hier gern mitspielen! Sie bieten Möglichkeiten für kreatives Konstruieren, logisches Denken und auch hier wieder das Erkennen von Mustern.
Noch schöner: Bausteine verbinden oft mehrere Kinder miteinander. Plötzlich entstehen Gemeinschaftswerke. Häuser, Türme, Städte. Und mittendrin das Kind – konzentriert, ausdauernd, stolz. Genau so kann Lernen auch aussehen!
Sinneserfahrungen mitten im Leben
Sensorische Reize sind für Kinder ein Tor zur Welt. Und du brauchst dafür wirklich kein spezielles Montessori-Material für zu Hause. Das, was du brauchst, ist ein bisschen Achtsamkeit und Mut zur Einfachheit.
Lass dein Kind mit Wasser experimentieren – warm, kalt, mit Löffeln, Bechern, Schwämmen. Gib ihm verschiedene Stoffe in die Hand – glatt, rau, weich, kratzig. Lass es mit geschlossenen Augen Rosmarin zerreiben oder einen Tropfen Zitronensaft riechen.
All das sind Sinnesübungen, die Kinder nicht nur körperlich, sondern auch innerlich bewegen.
Und manchmal ist die Natur der beste Lernort: Barfuß durch Gras laufen, Kastanien sammeln, Beete umgraben. All diese Erlebnisse nähren die Sinne – und auch die Seele.
Also statt Montessori zu Hause einfach Montessori outdoor ; )

Euer Alltag ist die Kindheit deines Kindes
Am Ende zählt also nicht, was auf einer Liste steht.
Am Ende zählt, was es interessiert, was es herausfordert und was es wachsen lässt.
Und bei all dem darf man nie vergessen:
Der Alltag – das, was wir für selbstverständlich jeden Tag aufs Neue machen – das ist die Kindheit deines Kindes!
Die kleinen Handgriffe, die Gespräche zwischen Tür und Angel, das gemeinsame Aufwischen verschütteten Wassers oder das konzentrierte Sortieren von Linsen – all das prägt die Welt, in der dein Kind aufwächst.
Es sind nicht nur die großen Ausflüge oder besonderen Ereignisse, die Spuren hinterlassen.
Es sind auch die leisen, stillen Momente: ein Lächeln beim Gießen, ein verständnisvolles Nicken beim Aufräumen, ein kurzer Augenblick des Stolzes, wenn etwas alleine gelingt.
Vielleicht hast du dir anfangs beim Lesen erhofft, eine klare Liste zu erhalten, welche Materialien du direkt für Montessori zu Hause besorgen sollst.
Vielleicht hast du gehofft, irgendwo zu lesen: „Kauf einfach diese fünf Dinge, und dein Kind wird glücklich aufblühen.“
Und ja – Listen sind manchmal hilfreich.
Aber dein Kind ist kein Punkt auf einer Liste …
Dein Kind ist einzigartig! Du als Elternteil bist einzigartig!
Genau darin liegt die wahre Magie von Montessori zu Hause: die Einladung, hinzusehen, zu beobachten und dein Kind mit Montessori-Materialien zu begleiten, die wirklich zu euch und eurem Alltag passen.
© Montessori-Online, Februar 2025 · Geschrieben von Birgit Salvenmoser dipl. Montessori-Pädagogin (Montessori-Akademie | ÖMG)
Montessori zu Hause braucht keine perfekte Liste – sondern echtes Beobachten.
Alltagssituationen sind Lernmomente
Die besten Materialien? Sind die, die zu euch passen – heute, in eurem echten Leben.
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Was bedeutet Montessori zu Hause wirklich?