Montessori Erziehung und die Aufgabe der Eltern
Die “Montessori Erziehung” lässt sich selbstverständlich auch zu Hause anwenden – natürlich sind die Aufgaben als Eltern für unsere eigenen Kinder an manchen Stellen anders gelagert als die Aufgaben der Pädagog:innen in den Einrichtungen.
Wenn wir an ‚Montessori zu Hause‘ denken, stellt sich also in erster Linie die Frage, welche Rolle und welche Aufgaben die Eltern für ihre eigenen Kinder haben.
In diesem Blogbeitrag möchte ich dir gerne zusammenfassen, was wir in der Montessori-Pädagogik für wichtig erachten und worin wir deine Aufgabe als Elternteil sehen.
Vor allem anderen: Die wichtigste Aufgabe in der Montessori-Pädagogik ist schlicht und einfach, das Kind zu lieben!
Das, was Kinder als seelische Nahrung genauso dringend wie körperliche Nahrung brauchen, ist:
- geliebt zu werden
- angenommen zu sein
- respektiert zu werden und
- so sein zu dürfen, wie sie sind.
Dieses: “Es ist gut so, wie du bist!” als Eltern auszustrahlen, gibt deinem Kind im Hier und Jetzt ein gutes Gefühl und weit darüber hinaus die stabile Basis, die es für sein ganzes Leben und seine Zukunft braucht.
Denn, wenn ich mich im Leben geliebt fühle und mich angenommen fühlen kann, wie ich bin – mit all meinen Besonderheiten, Stärken und Bedürfnissen – dann trage ich einen Schatz in mir, sowohl für jetzt als auch für die Zukunft.
Kinder, die sich angenommen fühlen, haben es auch leichter, sich selbst zu akzeptieren und aus dieser Sicherheit heraus an sich weiterzuarbeiten – etwas, was die heutige Erwachsenengeneration noch nicht durchgehend kann.
Die organisatorischen Aufgaben als Eltern
Wenn wir Eltern geworden sind, stehen wir auf einer anderen Ebene in der Familie und haben damit eine andere Verantwortung: Wir müssen dafür sorgen, dass es genug und gesundes Essen gibt, dass wir ein Dach über dem Kopf haben, dass die Kleidung wieder sauber wird, dass wir – um es kurz zu sagen – unser Leben so organisieren, dass alle fundamentalen Bedürfnisse befriedigt sind.
Wir müssen also einen Rahmen schaffen, damit wir als Familie sicher und gesund leben können – und das ist eine große Aufgabe, die Zeit und Energie braucht! Dies darf uns auch bewusst sein: Allein mit diesem Aufgabenbereich leisten wir tagtäglich viel Arbeit. Diese Tätigkeiten und diese Zeit mit unseren Kindern zu teilen, ist eine der wichtigsten Erkenntnisse aus der Montessori-Pädagogik.
Elternschaft bedeutet erwachsen zu sein
Das Nächste, was ich Eltern gerne mitgebe ist, sich ihrer Rolle als Eltern bewusst zu sein.
Elternschaft bedeutet, als erwachsene Menschen zu agieren. Dies bedeutet, eine warme, liebevolle, verlässliche, konstante Beziehung zu den Kindern aufzubauen und zu führen.
Dazu gehört es auch auszuhalten, dass man manchmal Entscheidungen treffen muss, die bei den Kindern unpopulär sind. Elternschaft bedeutet somit, dass wir nicht die besten Freunde oder Kumpel unserer Kinder sind.
Warum? Wenn Eltern die Idee oder den Wunsch haben, Freunde ihrer Kinder zu sein, dann haben die Kinder zwar eine*n Freund*in mehr, aber ihnen fehlt umgekehrt ein Elternteil.
Und dieser ist durch niemanden zu ersetzen.
Natürlich wünschen wir uns für unsere Kinder viele Freunde und gute Beziehungen zu anderen Menschen. Es sollte uns jedoch klar sein, dass Elternschaft etwas anderes ist als Freundschaft. Wir haben pädagogische Aufgaben zu erfüllen und dürfen dabei keine Angst davor haben, von unseren Kindern deshalb nicht mehr geliebt zu werden.
Das Gegenteil ist der Fall: Je klarer und verlässlicher wir agieren, desto sicherer fühlen sich die Kinder in unserer Obhut.
Und das schätzen sie – sogar im Jugendalter, wenn es nach außen hin vielleicht nicht so wirkt.
Montessori Erziehung – es ist unser Job
Unsere Aufgabe ist es also, die Rahmenbedingungen der Freiräume abzustecken und sie klar und konstant zu vermitteln. Als Erwachsene können wir dabei mit einem anderen Weitblick agieren als dies für das junge Kind, für das ältere Kind und sogar für den heranwachsenden Jugendlichen möglich und sichtbar ist.
Wir müssen also in unserer Rolle und in unserem Selbstverständnis gut angekommen sein, denn je klarer und sicherer wir in uns selbst sind, desto mehr Klarheit und Sicherheit können wir für unsere Kinder ausstrahlen.
Diese Klarheit und Sicherheit ist als Geschenk für das Kind anzusehen, vorausgesetzt, wir strahlen beides mit Liebe und Verständnis aus.
Wenn wir gut in unserer Position stehen, vermitteln wir unseren Kindern Stabilität, sodass sie ihre Schritte in ihre eigene Zukunft gehen können.
Auch in diesem Bereich gilt also der Leitsatz „Hilf mir es selbst zu tun“, wenn auch in einem etwas anderen Verständnis, als wir dies gewohnt sind, wenn wir an die Entwicklung der Kinder z. B. im motorischen Bereich denken.
Und das Material?
Montessori-Pädagogik steht immer auf zwei Säulen: Der inneren Haltung und der Methodik.
Das beste Material und die schönste Vorbereitete Umgebung sind nämlich nur ein Teil der Montessori-Pädagogik. Hierzu gibt es viel zu sagen – gern an anderer Stelle. In diesem Blogbeitrag geht es in erster Linie um die Haltung als Eltern zu unseren Kindern.
3 Buchempfehlung zur Montessori Erziehung zu Hause
Gerne empfehle ich dir zu diesem Thema die folgenden Top 3 Bücher:
Beginnen möchte ich mit einem ganz dünnen Büchlein von Maria Montessori selbst:
Maria Montessori spricht zu Eltern
Dieses Büchlein wurde erst vor kurzer Zeit ins Deutsche übersetzt und enthält eine Reihe von Vorträgen, in denen sich Maria Montessori direkt an Eltern wendet.
Die meisten bekannten Schriften von Maria Montessori sind ja an Pädagog:innen gerichtet. Darum ist es hier einfach sehr schön, ihre Worte zu lesen, die sie direkt an Eltern richtet. Darin geht es vor allem um die Haltung gegenüber Kindern.
Wenn du ein bisschen mehr darüber wissen möchtest, was Montessori-Pädagogik im Rahmen der Elternschaft bedeutet, dann stellen zwei weitere Bücher ideale Elternlektüre dar:
Lieben – ermutigen – loslassen
Erziehung nach Montessori von Heidi Maier-Hauser.
Der Titel enthält bereits die wichtigste Botschaft. Denn was brauchen Kinder? Dass wir sie lieben, ermutigen und ihnen Zutrauen geben – und sie an den passenden Stellen loslassen.
Heidi Maier-Hauser führte jahrzehntelang ein Montessori-Kinderhaus und hielt Seminare für Eltern. In diesem Buch hat sie sehr fein zusammengetragen, in welcher Haltung wir Kinder in ihrer Entwicklung begleiten und anleiten können. Es ist ein schön zu lesendes Buch, das vor allem die emotionale Ebene anspricht.
Vor vielen Jahren hat ein Vater bei uns im Kinderhaus gesagt: “Sie muss bei uns zu Hause durchs Schlüsselloch geschaut haben, denn ich kenne all die Szenen, die sie in diesem Buch beschreibt.“
Das dritte Buch, das ich dir gerne vorstellen möchte, stammt von Tim Seldin:
Kinder fördern nach Montessori
Es ist ein Buch, das sich an Eltern richtet, aber auch an Pädagog:innen. Es ist ein Buch für die Praxis mit vielen Fotos und vielen konkreten Anregungen: wie wir Kinder im Alltag in ihrer Selbständigkeitsentwicklung unterstützen können, was wir mit ihnen in der Natur entdecken können und welche einfachen Materialien wir ihnen auch zu Hause anbieten können.
Es geht also ganz konkret um die Fragen: Wie sieht die Vorbereitete Umgebung zu Hause aus? Was heißt es, die Welt zu entdecken? Aber auch: Was bedeutet Höflichkeit im sozialen Bereich?
Es ist ein Buch aus der Gegenwart gelebter Montessori-Pädagogik.
Ich wünsche dir viel Freude beim Entdecken und viel Freude beim Lesen
© Christiane Salvenmoser, Jänner 2022
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